Asylkreis und Kirchen: Kundgebung gegen hohes Corona-Risiko in Flüchtlingsunterkünften

Asylkreis und Kirchen: Kundgebung gegen hohes Corona-Risiko in Flüchtlingsunterkünften

Asylkreis und Kirchen: Kundgebung gegen hohes Corona-Risiko in Flüchtlingsunterkünften

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Asylkreis und Kirchen: Kundgebung gegen hohes Corona-Risiko in Flüchtlingsunterkünften

"Ohne Zaun wär's leichter!"

MARL / HALTERN  - Mit Unterstützung des Halterner Könzgenhauses und Marler Engagierten der katholischen Pfarrei und Pro Asyl haben das Forum und der Asylkreis Haltern am ersten Samstagmorgen im Juni vor der Zentralen Unterbringungs-Einheit (ZUE) am Lehmbecker Pfad eine vom Polizeipräsidium genehmigte Kundgebung abgehalten. 

In einem offenen Brief hatten sich die Halterner zuvor zusammen mit der evangelischen und katholischen Kirche in einem offenen Brief an den Ministerpräsidenten sowie Verantwortliche auf kommunaler, Kreis- und Landesebene gewendet. Die Menschen in den Sammelunterkünften seien in der Coronakrise einem hohen Risiko ausgesetzt, obwohl Kirchen und andere Organisationen immer wieder alternative Unterbringungs- und Integrationsmöglichkeiten angeboten haben. Die engagierte Zivilgesellschaft und die in der ZUE lebenden Flüchtlinge müssen sich seit Einführung des Asylstufenplans einem System beugen, das Integration und Selbstbestimmung verhindert.

Die Halterner Aktiven waren nicht das erste Mal in der Landesunterkunft in Marl. Bei aller Kritik am System der zentralen Unterbringungseinrichtungen (ZUE) unterstützen die Halterner aktiv die Marler Flüchtlingshilfe beim Aufbau eines Willkommenscafés im katholischen Pfarrheim gegenüber. Der Marler Pfarrer Werner Innig schätzt den Halterner Asylkreis daher sehr und gesellt sich gerne zu den Demonstranten.

Im Laufe des Vormittags führten die Halterner viele Gespräche mit den Wachdiensten und Angestellten von European Homecare, die zusammen mit der Bezirksregierung die ZUE in Marl „betreuen“ - Gespräche am Zaun und über den Zaun hinweg. Später wagten sich auch Bewohner dazu. Sie bekamen schnell mit, dass die erfahrenen Flüchtlingshelfer*innen ihnen wohl gesonnen sind und erzählten von ihren Sorgen und Nöten hinter dem Zaun. Alle schienen sich einig zu sein, dass ohne Zaun vieles leichter wäre. 

In Gesprächen kam man sich näher. Warum könnte die vierköpfige Familie, die schon ein Jahr hinter dem Zaun lebt, nicht mit Hilfe der Flüchtlingshelfer eine Wohnung finden, die Kinder in die Schule gehen oder mit einer Ausbildung beginnen? Warum könnte man nicht im nahe gelegenem Pfarrheim selbst kochen und essen, anstatt sich aufwendig mit Fertigkost morgens, mittags und abends beliefern zu lassen? Warum dieser Zaun, der Freundschaften und jeglicher Integration im Wege steht? Ist es nur die Angst vor rassistischen Übergriffen? Ist die Gesellschaft in Marl denn so anders als in Haltern, wo Flüchtlinge ohne den Schutz von Scharen von security, aber mit vielen Freundschaften zwischen Flüchtlingen und Halternern, selbstbestimmt leben, essen, lernen können?

Für die Halterner hat das Coronavirus den letzten deutlichen Beweis geliefert: Das Leben hinter dem Zaun gefährdet die Gesundheit und das Leben der Flüchtlinge. Auch in einer Halterner Flüchtlingsunterkunft gab es einen Infektionsfall, aber durch die eigenständigen Wohneinheiten entstanden keine Infektionsketten wie in Marl, wo sich direkt über 20 Flüchtlinge angesteckt haben. 

In Haltern hat ein ehrenamtlicher Einkaufsdienst ohne großen Aufwand eine Woche Quarantäne überbrückt – kostenlos! In Marl braucht es ein komplettes kostspieliges Catering, das niemals die Bedürfnisse und Wünsche der Bewohner wirklich befriedigen kann.

Am Zaun endet die Selbstbestimmung und die Integration. Die Halterner hoffen darauf, dass die Politik den Zaun beseitigt: ohne Zaun wär´s definitiv leichter! DS

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