Bekennen - nicht moderieren!

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Bekennen - nicht moderieren!

Foto: Der ehemalige Bischof Dr. Markus Dröge plädierte bei einer Veranstaltung der Evangelischen Akademie Recklinghausen für eine bekennende Kirche mit klarer Haltung gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus.

Recklinghausen - Drei Monate nach dem Bericht des Netzwerks CORREKTIV über ein rechtsradikales Geheimtreffen in Potsdam fand in der Evangelischen Akademie Recklinghausen eine Veranstaltung zu der zentralen Frage statt: Wie steht der christliche Glaube zum Rechtsextremismus?

Der Referent Dr. Markus Dröge war bis 2019 Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz. Er setzt sich seit vielen Jahren mit rechtsradikalen Positionen auseinander, weil die Übergriffe im Osten Deutschlands seit etwa zehn Jahren die Kirchen und Gemeinden herausfordern, während der Westen die neue Rechte für ein Thema des Ostens hält. Seit dem Treffen in Potsdam ist deutlich, dass sich das verändert hat.

Dr. Dröge machte deutlich, dass aktuell eine große Gefahr für die demokratische Gesellschaft besteht, weil Ideen zu Mehrheiten werden und Mehrheiten die Welt verändern können. Mit einer geschichtlichen Erinnerung an die 1930er Jahre stellte er fest, was den christlichen Glauben grundsätzlich vom Programm der AfD unterscheidet und warum sich beide Positionen unvereinbar gegeneinanderstehen. Zunächst widerspricht eine völkische Blut- und Boden-Ideologie und jede Form von Rassismus grundsätzlich der Vorstellung der Gottebenbildlichkeit jedes Menschen, der Gleichheit aller Menschen und der Menschenwürde.

Weiterhin ist die Einschränkung der Religionsfreiheit durch die neue Rechte (z.B. für Muslime) abzulehnen, weil wir in Europa in den letzten Jahrzehnten gelernt haben, dass die Geschöpflichkeit jedes Menschen einen zentralen Wert hat und der Frieden der Religionen eine wesentliche Grundlage des Friedens der Welt ist. Zudem ist die Idee eines versöhnten Europas nach der Erfahrung von zwei Weltkriegen eine wesentliche Aufgabe und der Auftrag der Kirchen und Religionen.

Und schließlich kann die schamlose Verzerrung von Sachverhalten, mit denen die AfD ihre Politik macht, nichts für Christinnen und Christen sein, denen es um das wahrhaftige und freie Wort geht. Hier gilt es, die errungenen humanen Werte und die eigene Lerngeschichte der vergangenen Jahrzehnte mutig zu verteidigen.

Insofern gibt es keine Gemeinsamkeiten zwischen dem Gedankengut der AfD und einer christlichen Grundhaltung. Dies hat im Februar 2022 auch die Deutsche Bischofskonferenz zum Ausdruck gebracht hat. Völkischer Nationalismus ist mit den christlichen Glauben nicht vereinbar und Parteien mit entsprechenden Programmen sind nicht wählbar. Im Plenum des Abends wurde der Wunsch laut, dass dieses auch in evangelischen Synoden z.B. von der nächsten EKD-Synode ebenso deutlich festgestellt werden sollte.

Bischof i.R. Dr. Markus Dröge erinnerte an die Barmer Theologische Erklärung vom 1934 und forderte eine Kirche mit Haltung, die bekennen muss und nicht moderieren soll. Wenn gegen die Menschenwürde oder andere Werte des Grundgesetzes geredet oder geschrieben wird, dann darf die Kirche nicht schweigen, sondern muss darauf hinweisen. Dieses ist nicht nur die Aufgabe von Leitenden, sondern auch von Gemeinden und allen Christenmenschen. Allerdings seien Funktionäre der AfD nicht bereit zu einem fairen Diskurs. Dennoch müssen die Kirchen alle Möglichkeiten nutzen, um auf Unterschiede und unvereinbare Werte hinzuweisen.

Die Anwesenden äußerten den Wunsch nach Verbreitung der Inhalte des Vortrags von Dr. Dröge. Sie dankten ihm für seinen Beitrag, für seine Klarheit und für seine Berichte über Erfahrungen im Umgang mit rechten Positionen an diesem beeindruckenden Abend.

 

Bericht: Pfarrer i.R. Peter Burkowski

Foto: Pfarrer Christian Siebold

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